Am 11. April 2018 fand der 22. Eppendorfer Dialog zur Gesundheitspolitik zum Thema "Medizinisches Cannabis zwischen hoher Nachfrage und regulatorischen Hürden: Wo stehen wir?" statt. Vor knapp 200 interessierten Zuhörern im Hamburger Museum für Völkerkunde diskutierten die Gäste über die Auswirkungen des Cannabis-Gesetzes und die Frage, ob es Nachbesserungen geben muss.
Prof. Dr. Achim Jockwig, Professor an der Hochschule Fresenius, Vorstandsvorsitzender des
Klinikums Nürnberg, hob in seiner Begrüßung die Bedeutung des Cannabis-Gesetzes für die Behandlung schwerstkranker Patienten hervor. Die hohe Nachfrage im ersten Jahr spreche für einen großen Bedarf. Dies bestätigte auch Karin Maag, Mitglied des Bundestags und gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion. Maag erläuterte die Hintergründe zur Verabschiedung des Gesetzes und hob besonders die parteiübergreifende Arbeit sowie die einstimmige Beschlussfassung des Bundestags hervor. Mit der Umsetzung des Gesetzes sei sie sehr zufrieden, so Maag.
Dr. Detlev Parow, Leiter der Abteilung Arznei- und Hilfsmittel der DAK-Gesundheit, berichtete von ersten Erfahrungen der Krankenkassen. Derzeit würden nahezu alle Anträge zur Prüfung an den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) weitergeleitet. Insgesamt würden bei der DAK rund 30 Prozent der Anträge abgelehnt. Prof. Dr. Winfried Hardinghaus, Chefarzt der Klinik für Palliativmedizin am Franziskus-Krankenhaus in Berlin, sagte, dass es die richtige Entscheidung der Politik gewesen sei, das Gesetz auch ohne zufriedenstellende Evidenz zu verabschieden. In der Schmerzmedizin sei man für jede neue Therapieoption dankbar, zumal bisher nur geringe Nebenwirkungen und kaum Abhängigkeiten bei der Therapie mit Cannabis beobachtet wurden.
Zuletzt begrüßte der Jurist Dr. Oliver Tolmein, Kanzlei Menschen und Rechte in Hamburg, das Gesetz ausdrücklich. Gleichzeitig kritisierte er aber die schwierigen Einfuhrregularien für ausländisches Cannabis und die fehlerhafte Ausschreibung zur deutschen Cannabisproduktion des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
Die anschließende Diskussion wurde von zahlreichen Wortmeldungen aus dem Publikum begleitet: Ein Patient, der über seine langjährigen, positiven Erfahrungen mit medizinischem Cannabis berichtete, aber auch ein Vertreter der Hamburger Polizei, der auf die gesetzlichen Grauzonen im Umgang mit medizinischem Cannabis und die damit verbundene Unsicherheit seiner Kollegen hinwies, erhielten von den Besuchern lang anhaltenden Applaus.
(Quelle: TK)
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