Bericht aus Brüssel
Der Welthandel erholt sich wieder – wenn auch nur leicht
 
Der globale Warenverkehr läuft wieder an, weltweit aktive Unternehmen sind jedoch weiterhin in ihrer Geschäftstätigkeit eingeschränkt. Grund hierfür sind Corona-Einschränkungen sowie Handelshemmnisse. Das geht aus dem aktuellen DIHK-Außenwirtschaftsreport hervor, der auf einer Umfrage unter den Industrie- und Handelskammern mit ihren mehr als 500.000 Kontakten zu auslandsaktiven Mitgliedsunternehmen basiert. Dabei stützt sich der Report vor allem auf Zahlen zu den von den IHKs erfassten Dokumenten im Warenverkehr.
 
Mehr Warenverkehr, aber auch weiterhin Herausforderungen 
 
Um Produkte in Drittländer exportieren zu können, müssen Unternehmen häufig deren Herkunft nachweisen – mittels eines Ursprungszeugnisses. Wurden im Corona-Jahr 2020 noch zwei Prozent weniger dieser Urkunden ausgestellt als 2019, ist die Zahl im ersten Halbjahr 2021 wieder angestiegen. Rund 730.000 Ursprungsdokumente wurden erfasst, das entspricht einem Zuwachs von einem Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dies liegt auch an Handelshemmnissen wie etwa zusätzlichen Nachweispflichten bei Importen in die Türkei oder daran, dass Unternehmen zunehmend ihren Warenursprung beweisen müssen, um von weltweiten Handelsschutzmaßnahmen ausgenommen zu werden.
 
Sollen Waren nur vorübergehend in Drittländer ausgeführt werden, können Unternehmen sogenannte Carnets nutzen. Diese zeitlich befristeten "Reisepässe" kommen vor allem bei Montageprojekten, Messen oder auch Geschäftsreisen zum Einsatz – welche durch die Pandemie erheblich zurückgegangen beziehungsweise komplett ausgefallen sind. Dementsprechend erlitt das Carnet-Geschäft 2020 den stärksten Einbruch überhaupt: Mit rund 13.300 Carnets ging die Nutzung um circa 48 Prozent zurück. Nach den ersten Lockerungen bei internationalen Geschäftsreisen, Messen und Veranstaltungen steigen nun auch die Carnet-Zahlen seit Januar 2021 wieder leicht an. So wurden im ersten Halbjahr 2021 circa 6.900 Carnets ausgestellt, 20 Prozent mehr als noch im zweiten Halbjahr 2020. Dennoch bleiben die Zahlen deutlich unter Vorkrisenniveau.
 
Corona immer noch Belastung Nummer 1 
 
Mehr als die Hälfte der IHKs melden auch noch für das erste Halbjahr 2021 negative Effekte der Corona-Krise auf ihre international aktiven Mitgliedsunternehmen. Vor allem das Entsenden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bleibt weiterhin schwierig, insbesondere in Länder außerhalb der Europäischen Union. Reisebeschränkungen, Quarantäneregelungen, maximale Aufenthaltsdauer sowie Melde- und Testpflichten waren bei Rückfragen der Unternehmen bei den IHKs in den ersten sechs Monaten dieses Jahres besonders häufig. Carnets werden erst dann wieder vermehrt genutzt, wenn der geschäftliche Reiseverkehr mehr zur Normalität zurückkehrt.
 
Elektronisches Ursprungszeugnis auf der Überholspur 
 
Seit Anfang 2020 können die IHK-Mitgliedsunternehmen von einer verbesserten elektronischen Anwendung namens „eUZ-Web“ profitieren. Sie bietet zahlreiche Vereinfachungen bei der Beantragung von Ursprungszeugnissen und sorgt für spürbare Entlastung für die Unternehmen. Dieser Vorteil spiegelt sich in den aktuellen Nutzungszahlen wider: Seit der Verbesserung legte der Einsatz um knapp die Hälfte zu. Im Durchschnitt haben 2020 bundesweit 63 Prozent der Unternehmen das Tool genutzt – damit wurden erstmals mehr Ursprungszeugnisse im elektronischen Verfahren ausgestellt als im manuellen.
 
Auch im Bereich der sonstigen Handelsdokumente setzt sich der Digitalisierungstrend fort: Die Zahl der von den IHKs elektronisch bescheinigten Handelsrechnungen, Packlisten, Freiverkäuflichkeitsbescheinigungen sowie Gesundheitszertifikate kletterte 2020 um knapp 27 Prozent auf über 190.000. Die Bundesregierung und die Europäische Union sollten die Lehren aus der Corona-Krise nutzen, um ihrerseits schneller mit der stockenden Zolldigitalisierung voranzukommen.
 
Ansprechpartner:
Steffen Behm, DIHK Berlin, +49 30 20308 2321
 
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