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Empfehlungen zum Einsatz von Biomarkern bei Akuter Nierenschädigung (AKI)

Ein Konsensus-Statement der Acute Disease Quality Initiative (ADQI)1

Zur frühen Diagnosestellung der Akuten Nierenschädigung (Akute Kidney Injury, AKI) wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Biomarker identifiziert und in klinischen Studien evaluiert. Um ausgewählte Biomarker sinnvoll in die Routinebehandlung des AKI zu etablieren, haben 23 Experten aus den Bereichen der Intensivmedizin, Nephrologie und verwandter Disziplinen elf Empfehlungen zur Verwendung dieser neuen Stress-, Funktions- und Schädigungsmarker im klinischen Alltag zusammen­gestellt. Zusätzlich werden noch offene Wissensbereiche identifiziert, in denen die Initiierung weiterf­ührender klinischer Studien sinnvoll erscheint.
In einer mehrstufigen modifizierten Delphi-Studie fokussierte sich das Gremium auf die Risikoein­schätzung vor einem möglichen renalen Insult, die Prädiktion des AKI nach stattgehabten renalen Insult, die Ätiologie, die Diagnose, die Therapie und die Prävention sowie Biomarker in der Progression und Erholung des AKI.

Dabei konnte gezeigt werden, dass die neuen Biomarker eine frühere Detektion des AKI ermöglichen, als dass durch die beiden etablierten Funktionsmarker Serum­kreatinin (SCr) und Urinaus­scheidung, die wegen geringer Sensitivität und Spezifität deutliche Limitationen auf­weisen, möglich ist.
Um AKI-Hochrisikopatienten zu detektieren, sollten sowohl vor chirurgischen Eingriffen als auch vor nephrotoxischer Exposition demographische Merkmale, Komor­biditäten, vorangegangene Nieren­schädigungen sowie die aktuelle Medikation berücksichtigt werden. Dies ist auch deshalb sinnvoll, um eine spezifizierte Auswahl der entsprechenden Biomarker zu ermöglichen (Empfehl­ungsgrad B, stark). Dabei sollten Variablen der Nierenfunktion, wie Cystatin C, SCr und die Glomeruläre Filtrationsrate (GFR), präinterventionell zur Beur­teilung des AKI-Risikos heran­gezogen werden. So deutet z. B. der Biomarker „Dickkopf-3“ bereits vor Prädisposition auf ein erhöhtes postoperatives AKI-Risiko hin.1
Bei etwa 15% aller Krankenhaus­aufnahmen kann ein AKI diagnos­tiziert werden. Damit kommt der Prävention dieses Krankheitsbildes eine hohe Bedeutung zu. Empfohlen wird, validierte Bio­marker zu verwenden, um Patien­ten zu identifizieren, bei denen durch die Initiierung präventiver, nephroprotektiver Maßnahmen das Outcome verbessert werden kann (Empfehlungsgrad A, stark).2
Aus einigen Studien geht hervor, dass die Initiierung präventiver nephro­protektiver Strategien insbe­sondere bei den Patienten einem AKI vorbeugen kann, bei denen ein kritischer Wert der Biomarker Tissue Inhibitor of Metall­oproteinases-2 (TIMP-2) und Insulin-like Growth Factor Binding Protein 7 (IGFBP7) nachgewiesen wird. Eine Biomarker-getriggerte Initiierung der KDIGO-Präventions-Strategien kann die Notwendigkeit von Nierenersatz­therapien reduzieren.
Neben der klinischen Betrachtung wird die Verwendung validierter Biomarker auch empfohlen, um den Beginn und die Art der Inter­ventionen zur Verbes­serung des Outcomes abzuschätzen (Empfehl­ungsgrad C, stark). Auch nega­tive Test ergebnisse können dabei hilfreich sein. Eine [TIMP-2] x [IGFBP7]-Konzentration von < 0,3 (ng/ml)2/1000 weist auch bei Auftreten einer Oligurie auf ein geringes AKI-Risiko hin. Eine Kombination von Schädigungs- und Funktionsmarkern wird – zusätzlich zur klinischen Beurteilung – sowohl für die Diagnostik des AKI (Empfehlungsgrad B, bedingt) als auch zur Beurteilung des Therapieerfolges (Empfehlungsgrad C, bedingt) empfohlen. Zusätzlich können neue Biomarker auch bei der Initiierung einer Nierenersatz­therapie (renal replacement therapy, RRT) eine Rolle spielen (Empfehlungsgrad C, bedingt). Ob neue Biomarker allerdings auch einen Stellenwert bei der Entscheidung zur Beendigung einer RRT besitzen, ist noch nicht abschließend geklärt (Empfehl­ungsgrad C, schwach).
Aktuelle Ergebnisse zeigen, dass die Biomarker Plasma-Proenkephalin-A, C-C Motif Chemokine Ligand 14 und Dickkopf-3 auf ein erhöhtes Risiko für eine persistierende Nieren­schädigung oder der Notwendigkeit einer Nierenersatz­therapie hinweisen.
Um auch die Rolle von neuen Biomarkern bei der AKI-Prävention nach Konfrontation mit spezifischen Noxen zu beleuchten, könnten weitere Studieninitiativen Auf­schluss bringen. Ebenso, ob serielle Biomarker-Messungen einen höheren Erkenntniswert im Vergleich zu Einzelmessungen haben.
Zusammenfassend lässt sich fest­stellen, dass durch die Biomarker­forschung ein erheblicher Fort­schritt im Verständnis der Patho­physiologie eines AKI erzielt werden konnte, das zur Verbesserung des Outcomes der Patienten eingesetzt werden sollte. Die Integration spezifischer Bio­marker in die Routine kann zu einer frühen Identifikation von Hoch-Risikopatienten und dadurch zur Optimierung der AKI-Therapie beitragen.
 
Dr. med. Fabian Dusse, MHBA
Dr. med. Florian Koroska
Universität zu Köln
Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln
Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin
 

1 Ostermann M, Zarbock A, Goldstein S et al. Recommendations on Acute Kidney Injury Biomarkers From the Acute Disease Quality Initiative Consensus Conference: A Consensus Statement. JAMA Netw Open 2020; 3: e2019209. DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.19209
2 Kellum JA, Lameire N, Aspelin P et al. Kidney disease: Improving global outcomes (KDIGO) acute kidney injury work group. KDIGO clinical practice guideline for acute kidney injury. Kidney International Supplements 2012; 2: 1-138. DOI: 10.1038/kisup.2012.1
 

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