Mit deutlichen Worten hat Joachim Gemmel, 1. Vorsitzender der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft, gefordert, dass der Krankenhausbereich von Bürokratie entlastet wird. Zur Begrüßung auf dem Hamburger Krankenhaustag am 13. Juni sagte er: "Wir sollten damit aufhören, an den Strukturen des Systems weiter herumzuschrauben." Stattdessen sei es Zeit für eine grundlegende Reform mit dem Ziel eines Bürokratieabbaus. Die derzeitigen Reformbestrebungen im Krankenhausbereich, vor allem die Einführung von Pflegepersonaluntergrenzen und Pflegebudgets, würden dazu führen, dass immer weniger Pflege tatsächlich beim Patienten ankomme. Auch dem Fachkräftemangel könne man nur mit einem Abbau von Bürokratie begegnen.
Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks verteidigte ihren Einsatz für Pflegepersonaluntergrenzen. "Ich glaube nicht, dass Untergrenzen das Problem beim Fachkräftemangel sind, sondern ein Teil der Lösung." Insgesamt müsse sich Hamburg nicht verstecken - auch die neu eingeführten Qualitätsindikatoren würden von den meisten Häusern eingehalten. Wichtig sei es, den Pflegeberuf attraktiver zu machen - zum Beispiel durch bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hierfür setze sich auch die neu gegründete "Allianz für die Pflege" ein. Gerade in Hamburg sei es gelungen, die Zahl der Auszubildenden in Pflegeberufen auf aktuell 4.000 deutlich zu steigern. Allerdings resultiere dieses Plus eher aus dem Bereich der Altenpflege. Dagegen seien 20 Prozent der Ausbildungsplätze im Krankenhausbereich, die von den Krankenkassen finanziert werden, nicht besetzt. Hier seien weitere Anstrengungen nötig.
Die Pflegedirektorin des RKU - Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm - Helene Maucher, schilderte anschließend in einem eindrucksvollen Vortrag, wie sich ihr Klinikum als erstes in Deutschland gerade auf den Weg zum "Magnet"-Krankenhaus mache. "Magnet" ist ein US-amerikanisches Qualitätssiegel, das Top-Kliniken für ihre Pflegequalität auszeichnet. Entwickelt wurde es aufgrund des großen Pflegepersonalmangels in den USA in den 1980er Jahren mit dem Ziel, den Pflegeberuf attraktiver zu machen. In Europa gibt es das Siegel bisher nur in einer Klinik in Antwerpen. Maucher warb bei den anwesenden Klinikern dafür, sich mehr für Veränderungen zu öffnen: "Wir sollten nicht alles schlecht reden, sondern Perspektiven entwickeln und wollen. Umbruch bringt Perspektiven und bedeutet Kulturwandel. Und dieser betrifft alle Berufsgruppen."
(Quelle: TK)
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