Die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und besonders die Frage, unter welcher Trägerschaft sie stehen sollen, wird aktuell erneut öffentlich diskutiert. Die Recherchen zu einer Panorama 3-Sendung vom 5. April mit dem Titel "Spekulanten greifen nach Arztpraxen" zeigen, dass in mehreren Städten und Landkreisen internationale Finanzinvestoren insbesondere Augenarztpraxen in Deutschland aufkaufen - allein in Norddeutschland sind es bereits mehr als 100. Dadurch seien bereits monopolartige Strukturen entstanden. Darüber hinaus wird die Frage aufgeworfen, ob die in den investorengeführten MVZ tätigen Ärztinnen und Ärzte unter einem besonderen wirtschaftlichen Druck stehen und daher möglicherweise nicht immer im besten Interesse der Patientinnen und Patienten handeln.
Ein kurz darauf veröffentlichtes IGES-Gutachten, das von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern in Auftrag gegeben wurde, zeigt, dass MVZ in Bayern je Arztgruppenfall im Vergleich zu Einzelpraxen ein um 5,7 Prozent höheres Honorarvolumen abrechnen. Bei MVZ, die im Besitz von Finanzinvestoren sind, seien es 10,4 Prozent mehr, so das IGES in einer Pressemeldung. Weiter würden MVZ in Bayern eine immer größere Rolle spielen.
Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KV Hamburg) warnte mit Blick auf das IGES-Gutachten vor der Übernahme von immer mehr Arztpraxen durch profitorientierte Unternehmen. John Afful, seit 1. April neuer Vorsitzender der KV Hamburg, sagte in einer Pressemitteilung: "Es ist nicht hinnehmbar, dass die Gelder des solidarischen Gesundheitssystems in die Taschen von Finanzinvestoren abfließen", und forderte die Politik auf, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Entwicklung zu stoppen. So sollten Praxen und MVZ, die von Investoren geführt werden, dazu gezwungen werden, ihre Besitzverhältnisse transparent zu machen, forderte Caroline Roos, stellvertretende Vorsitzender der KV Hamburg.
(Quelle: NDR; IGES; Ärzteblatt; KV Hamburg; Abendblatt)
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