Recherchen der Wochenzeitung "Die Zeit" haben ergeben, dass die Helios Mariahilf Klinik Hamburg derzeit nicht die hohen Qualitätsstandards eines Perinatalzentrums Level 2 erfüllt. Dies habe auch eine Prüfung des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) im November 2019 ergeben. Damit darf die Klinik Geburten jetzt erst ab der 32. Schwangerschaftswoche betreuen und nicht, wie zuvor, schon ab der 29. Woche. Des Weiteren berichtet "Die Zeit", dass die Mängel rückblickend bis in das Jahr 2017 bestehen - die Klinikleitung hätte dies der "Zeit" gegenüber bestätigt.
Bis vor Kurzem sei auch noch auf der Internetseite der Helios Mariahilf Klinik mit einem Perinatalzentrum Level 2 geworben worden, dies sei nun geändert. Eine breitere Kommunikation habe weder seitens des Klinikums noch der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz stattgefunden.
Im Gespräch mit der "Zeit" erläutert der Regionalgeschäftsführer des Helios-Konzerns, Olaf Kannt, dass es sich bei den Mängeln überwiegend um "Formalkriterien" handele und die medizinische Qualität immer gegeben gewesen sei. Nun würde die Klinik den größten Teil der Kriterien für ein Perinatalzentrum Level 2 einhalten, und langfristig werde der Status eines Perinatalzentrums Level 1 angestrebt.
Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg, sagt: "Wir wissen, dass derzeit viele Geburtskliniken Probleme dabei haben, die Qualitätsvorgaben insbesondere bezüglich der Personalvorgaben zu erfüllen. Aus unserer Sicht müsste man daher darüber diskutieren, ob wir in Hamburg tatsächlich fünf oder perspektivisch sogar sechs Perinatalzentren Level 1 benötigen, die Probleme mit der Einhaltung der Vorgaben haben. Oder ob es nicht an der Zeit ist, die Versorgung auf weniger Standorte zu konzentrieren, die dann die Qualitätsvorgaben auch dauerhaft einhalten können."
Die Helios Mariahilf Klinik war schon Ende des Jahres 2018 in die Schlagzeilen geraten. (Wir berichteten zuletzt in unserem Newsletter Nr. 4 vom 25.2.2019.)
Zum Hintergrund:
Geburtskliniken in Deutschland sind in vier unterschiedliche Versorgungsstufen eingeteilt, um Gebärende und Neugeborene bestmöglich zu betreuen. In einem sogenannten Perinatalzentrum Level 1 können Neugeborene betreut werden, die vor der 29. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen oder weniger als 1.250 Gramm wiegen. In Perinatalzentren mit dem Level 2 können Frühchen ab der 29. Schwangerschaftswoche versorgt werden, in Krankenhäusern mit einem perinatalen Schwerpunkt ab der 32. Woche. Des Weiteren gibt es klassische Geburtskliniken.
Zum ersten Mal haben in Hamburg die Krankenkassen dem MDK den Auftrag erteilt, die von den Hamburger Perinatalzentren angegebenen personellen und strukturellen Voraussetzungen zu überprüfen.
(Quelle: Die Zeit; Mopo; Hamburg.de)
|