Der Gesundheitsökonom Prof. Reinhard Busse von der TU Berlin sieht NRW bei der Krankenhausplanung auf dem richtigen Weg. Das Land will ab 2022 die tatsächlichen Fallzahlen in den verschiedenen Leistungsbereichen zur Planungsgrundlage machen, anstatt wie bisher vorrangig nach Betten zu planen. Damit soll sich die Krankenhausplanung stärker als bisher am tatsächlichen Versorgungsgeschehen orientieren.
Sein Fachgebiet habe "den nordrhein-westfälischen Gesundheitsminister dahingehend ja auch recht intensiv beraten", sagte Busse dem Tagesspiegel. Der NRW-Krankenhausplan erkenne damit die Realitäten an. "Wir haben derzeit vielerorts eine unzureichende Qualität bei zugleich eklatanter Überversorgung, was die Zahl der Häuser betrifft: Im Durchschnitt sind nur 64 Prozent der Betten bei den kleinen Krankenhäusern belegt, fast zwei von fünf Betten stehen an einem durchschnittlichen Tag leer", erläuterte der Krankenhausexperte.
Die hohe Zahl der Krankenhausbetten sei auch eine Ursache für den Personalmangel in der Pflege. Deutschland habe mehr Pflegepersonal als in jedem anderen europäischen Land außer Finnland. Pro belegtem Bett gebe es aber weniger Pflegepersonal als in anderen Ländern: "Weil wir immer noch zu viele Patienten im Krankenhaus haben. Und nicht, weil wir zu wenig Pflegepersonal hätten", unterstrich Busse.
"Wenn der neue Krankenhausplan wie vorgesehen in diesen Wochen in Kraft tritt, ist zu erwarten, dass es scharfen Gegenwind gibt. Ich hoffe, der Gesundheitsminister hält dem politischen Druck stand. Die Reform ist im Sinne einer besseren Versorgung der Patientinnen und Patienten dringend notwendig", sagte Barbara Steffens, Leiterin der TK-Landesvertretung NRW.
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