Aus der Politik und Medizin gibt es Bedenken gegen den Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), den Abstand zwischen Impfungen mit dem Astrazeneca-Vakzin zu verkürzen. Der Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum in Essen, Prof. Dr. Ulf Dittmer, sagte der Rheinischen Post: "Das ergibt keinen Sinn, dann werden von Jens Spahn die Studienergebnisse nicht beachtet." Die ständige Impfkommission empfehle weiterhin einen Zeitraum von zwölf Wochen zwischen beiden Impfungen. "Das sind die größten Impfstoffexperten Deutschlands. Dann kommen plötzlich andere Vorgaben aus der Politik. Die Impfärzte in den Impfzentren kann man teilweise nur noch bedauern. Da draußen herrscht eine komplette Verwirrung", stellte Dittmer fest.
Kritik an der geplanten Verkürzung des Impfintervalls hat auch die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag, Lisa-Kristin Kapteinat, geäußert. Die Wirksamkeit sinke von 81 auf etwa 55 Prozent, wenn der Abstand zwischen den Impfungen von 12 auf unter sechs Wochen verkürzt werde, erklärt Kapteinat unter Berufung auf das Fachmagazin "The Lancet". Die Entscheidung zeuge "nicht von hohem Verantwortungsbewusstsein". NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat zu seinem aktuellen Impffahrplan mitgeteilt, dass es "sinnvoll sein kann, in den Arztpraxen das Impfintervall des AstraZeneca-Impfstoffs von zwölf auf neun Wochen zu verkürzen".
Auf Zustimmung gestoßen ist Spahns Vorstoß zur Verkürzung des Impfintervalls bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). "Die Patienten hätten frühzeitig einen vollständigen Impfschutz und die Arztpraxen und Impfzentren könnten flexibler arbeiten. Ein Gewinn für alle Beteiligten also", teilte der KVWL-Vorstand mit. Er fordert zudem, die allgemeine Impfpriorisierung so bald wie möglich aufzuheben. Das unterstütze einen schnellen Impffortschritt.
Die Duisburger SPD-Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas hat sich dafür ausgesprochen, allen Jugendlichen ab 12 Jahren bis zum Ende der Sommerferien ein Impfangebot zu machen. Sie begrüße es, dass sich die Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister der Länder auf dieses Ziel verständigt hätten. "Wenn alles gut läuft, wird im Juni ein Impfstoff für Jugendliche ab 12 Jahren verfügbar sein. Das ist eine überaus positive Nachricht, die Jugendlichen und Eltern Hoffnung macht", sagte die SPD Gesundheits- und Sozialexpertin.
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