Der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, sieht ein generelles Impfangebot für Zwölf- bis 17-Jährige skeptisch. Die bisherige Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) sei "nicht unvernünftig". "Meine Präferenz wäre, alle Erwachsenen, die Kontakte zu Kindern haben, lassen sich erst einmal impfen und dann reden wir neu über die STIKO-Empfehlungen", sagte Henke, der auch CDU-Bundestagsabgeordneter ist, dem Sender WDR 5.
Mit ihrer ablehnenden Haltung beziehe die STIKO "eine Außenseiterposition", kritisierte der SPD-Gesundheitsexperte und Epidemiologe Karl Lauterbach. "International nimmt die Zahl der beratenden wissenschaftlichen Gremien zu, die die Impfung empfehlen", sagte der Kölner Bundestagsabgeordnete dem Deutschlandfunk. Am Anfang habe er nachvollziehen können, dass die STIKO habe abwarten wollen, bis mehr Kinder geimpft worden seien. Mittlerweile sei dieser Punkt aber längst erreicht.
Die beiden Politiker hatten sich vor der jüngsten Sitzung der Gesundheitsministerkonferenz geäußert. Diese hat sich am 2. August dafür ausgesprochen, Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren flächendeckend ein Impfangebot zu machen. NRW hatte bereits seit dem 22. Juli den 12- bis 15-Jährigen die Möglichkeit eröffnet, sich nach ausführlicher Beratung in den Impfzentren gegen Covid-19 immunisieren zu lassen.
Für die SPD haben die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Lisa-Kristin Kapteinat und der gesundheitspolitische Sprecher Josef Neumann die Forderung nach mobilen Impfteams für die Schulen wiederholt. "Wir brauchen dringend auch aufsuchende Angebote und vor allem ausreichend Information und Aufklärung", betonten Kapteinat und Neumann.
Die Grünen-Fraktion im Landtag begrüßte das Impfangebot für Kinder und Jugendliche, mahnte aber, den Fokus weiter darauf zu legen, möglichst viele Erwachsene zu immunisieren, bis die STIKO ausreichend Daten für eine Impfempfehlung habe. "Neben dem Impfangebot in Impfzentren und durch die Kinderärzte braucht es zudem weitere aufsuchende Angebote für Familienimpfungen, beispielsweise in Stadtteilzentren oder Jugendeinrichtungen", sagte die Vorsitzende und kinder- und jugendpolitische Sprecherin Josefine Paul.
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