Deutschland hat ein leistungsfähiges, allerdings "ein leistungsfähiges, analoges Gesundheitssystem", sagte Prof. Jochen A. Werner,
ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Essen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Im deutschen Gesundheitswesen müsse sich die Einstellung zur Digitalisierung ändern. Ohne ein verändertes "Mindset [...] sehe ich schwarz, dass wir die Digitalisierung wirklich hinbekommen", erklärte Werner.
Andere Länder wie Estland und Lettland seien schon viel weiter. Beim Datenschutz seien Korrekturen nötig. "Ich hoffe, es wird aufgegriffen, dass wir den notwendigen, aber teilweise doch völlig überzogenen Datenschutz noch einmal überarbeiten und so korrigieren, dass dieser wirklich den Menschen nutzt und nicht die Gesundheit gefährdet", betonte Werner. Aktuell gebe es Situationen, da sei Datenschutz gefährdend, weil bestimmte Daten nicht übertragen würden.
Ein fundiertes Programm zur Digitalisierung als nationale Aufgabe habe er aber im bisherigen Wahlkampf bei keiner Partei erkannt, obwohl Digitalisierung das Thema Nummer eins sei. "Manche scheinen zu glauben, dass wir digital seien, weil wir irgendwie dann doch mal einen elektronischen Impfpass eingeführt haben. Wir sind aber tatsächlich meilenweit von einem ausreichenden Digitalniveau in Deutschland entfernt", kritisierte der Mediziner.
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