Der Wissenschaftsrat hat sich dafür ausgesprochen, den für das Wintersemester 2021/2022 geplanten Start des Medizinstudiums an der Universtät Bielefeld zu verschieben. Das Entwicklungsstadium des Gesamtkonzepts zum Aufbau der Universitätsmedizin Bielefeld lasse zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine endgültige Bewertung zu, teilt der Wissenschaftsrat mit. Es fehle insbesondere ein ausgearbeitetes Curriculum, aus dem sich die Personal-, Flächen- und Finanzbedarfe ableiten ließen. In der Zwischenzeit müsse die medizinische Fakultät die strukturellen Herausforderungen bewältigen, die sich aus der Zusammenarbeit mit den beteiligten Kliniken ergeben würden. Dazu gehöre, die notwendigen Strukturen für Forschung und Lehre sowie eine universitären Maßstäben entsprechende Krankenversorgung aufzubauen. Zentral werde es auch sein, den Belangen von Forschung und Lehre bei den Klinikpartnern die nötige Geltung zu verschaffen.
Durchgefallen ist beim Wissenschaftsrat das Modellprojekt "Medizin neu denken", das die Universitätsmedizin Bonn und die Universität Siegen mit einem Verbund von Siegener Kliniken durchführen wollen. Es soll sich mit den Potenzialen der Digitalisierung in der Medizin befassen und damit auch einen Beitrag zur Lösung regionaler Versorgungsprobleme leisten. Ein wesentlicher Teil des Projektes ist das "Zweitcampus-Modell". Dabei findet der klinische Studienabschnitt an Siegener Krankenhäusern statt. Aus Sicht des Wissenschaftsrats ist das Konzept für das Modellprojekt jedoch nicht überzeugend. Einer erfolgreichen Realisierung ständen gravierende Planungsdefizite entgegen, "insbesondere hinsichtlich eines sachgemäßen und qualitätsgesicherten Lehrbetriebs in Siegen bis 2021", heißt es in der Stellungnahme des Wissenschaftsrats. Er rät dem Land, die in dem Konzept enthaltenen innovativen Ansätze in die Verbesserung der regionalen Versorgung einfließen zu lassen, etwa im Rahmen telemedizinischer Modelle.
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