Deutschland hat nach Ansicht von David Matusiewicz, Professor für Medizinmanagement an der FOM Hochschule in Essen, zwar "das beste analoge Gesundheitssystem der Welt", bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens sieht der Direktor des "Forschungsinstituts für Gesundheit & Soziales" aber "noch viel Nachholbedarf".
"Wir haben mehr Intensivbetten pro Einwohner als jedes andere Land, aber wir brauchen Soldaten zum Eintippen der Impfdaten", sagte er dem Manager Magazin. Die Digitalisierung sei "kein Allheilmittel, aber ein Teil der Lösung vieler Probleme, die wir schon seit Jahrzehnten haben".
Digitale Prozesse könnten an allen Schnittstellen die Kommunikation vereinfachen. Mit einer elektronischen Patientenakte etwa könnte sich jeder behandelnde Arzt sofort ein umfassendes Bild machen. "Stattdessen tragen wir immer noch CD-ROMs von einer Praxis zur anderen", kritisierte Matusiewicz.
Eine bessere Behandlungsqualität verspricht er sich zudem von einer Reform des Krankenhaus-Entgeltsystems. "Wir müssen für Qualität bezahlen. Kliniken, die aufgrund ihrer besonderen Erfahrung und Expertise beispielsweise Herzoperationen besonders erfolgreich durchführen, sollten auch mehr Geld dafür bekommen als andere", forderte Matusiewicz.
In Deutschland gebe es "eindeutig zu viele Krankenhäuser". Die Erfahrung zeige, dass die Ergebnisse besser würden, je öfter ein bestimmter Eingriff durchgeführt werde. Nötig seien daher Schwerpunktkliniken, die eine große Routine in ihrem Fachgebiet haben. "Auch in der Pandemie haben die großen Häuser und Universitätskliniken die Hauptlast getragen, eben weil es dort die größte Expertise gibt", betonte der Gesundheitsexperte.
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