Der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse Dr. Jens Baas sieht in den nächsten Jahren erhebliche Beitragssatzerhöhungen auf die gesetzlich Krankenversicherten zukommen. Diese Entwicklung habe sich bereits zu Beginn dieses Jahres abgezeichnet. Dann sei noch die Corona-Pandemie dazu gekommen. Nach den wirtschaftlich starken letzten Jahren rechnen die Kassen mit einem Fehlbetrag von 16,6 Milliarden Euro, sagte Dr. Baas der Funke-Mediengruppe.
Im Gegensatz zu anderen Industrien habe die Bundesregierung aber nicht beschlossen, dieses Defizit aus Steuern zu finanzieren. Der Bund schieße lediglich fünf Milliarden Euro zu: "Acht Milliarden müssen wir aus unseren Rücklagen ziehen, und der Rest wird durch eine Beitragserhöhung auf die Beitragszahler abgewälzt. Das wäre so, als ob man Kurzarbeitern sagt: Wir zahlen euch Kurzarbeitergeld, aber erst müsst ihr die Hälfte eurer Ersparnisse aufbrauchen", erläuterte der TK-Chef.
Dadurch würden die Kassen, die gut gewirtschaftet haben, bestraft. Zudem werde ihr Gestaltungsspielraum eingeschränkt und das Selbstverwaltungssystem der gesetzlichen Krankenkassen ausgehebelt. "Viele Krankenkassenmitglieder wählen ihre Vertreter selbst, die dann den Beitragssatz festlegen. Diese Ordnung hebt der Staat gerade auf, indem er bestimmt, wie stark der Beitrag erhöht wird, und zudem auch noch festlegt, dass wir unsere Rücklagen abgeben müssen. Das nimmt uns die Grundlage, solide wirtschaften zu können. Und wir gehen in Richtung Staatsmedizin. Das ist problematisch", erklärte Dr. Baas.
|