Gesetzlich Krankenversicherte müssen sich nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden der Techniker Krankenkasse (TK) Dr. Jens Baas nicht auf Leistungskürzungen einstellen. "Die Politik hat schließlich versprochen, dass keine Leistungen gestrichen werden. Das wäre auch der falsche Weg", sagte Baas dem "Spiegel".
Im Gesundheitssystem werde an so vielen Stellen Geld verschwendet, dass es unmoralisch wäre, ausgerechnet mit Leistungskürzungen anzufangen. Zuerst sollte überlegt werden, wo man vernünftig Geld einsparen könne. "Wir müssen an die Ausgaben ran", forderte der TK-Chef.
Wenn die Politik nicht gegensteuere, werde der Durchschnittsbeitrag der gesetzlichen Krankenversicherung um einen ganzen Prozentpunkt steigen müssen. Die Sozialgarantie, dass die Lohnnebenkosten nicht mehr als 40 Prozent des Gehalts ausmachen sollen, wäre dann Geschichte.
Scharfe Kritik übte der TK-Chef an der Preispolitik der Pharmaindustrie. "Unser Job ist es, für die bestmögliche Versorgung für möglichst wenig Geld zu sorgen. Da können wir Aktionärsgewinne einer Pharmafirma nicht in beliebiger Größenordnung zulassen, sondern nur so weit, dass ein Anreiz zum Forschen entsteht", betonte er.
"Wir bezahlen die Medikamente über die verpflichtende Mitgliedschaft der Versicherten. Da kann es nicht sein, dass Unternehmen sie zu Preisen zu verkaufen, die 97 Prozent über einem noch immer gewinnbringenden Niveau liegen. Für Arzneimittel geben wir immer noch zu viel Geld aus", stellte Baas fest.
|