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WissenAmFreitag #63 – 03/03/2023
 
Guten Morgen,
nächste Woche findet im Congress Innsbruck die ECFG16 statt. Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich eine internationale Konferenz, bei der sich alles um Pilze dreht. Führende Expert*innen kommen auf dieser European Conference on Fungal Genetics zusammen und tauschen sich über ihr faszinierendes Fachgebiet aus.
Falls Sie sich bisher nicht im Klaren darüber waren, wie faszinierend Pilze sind, dieses geheimnisvolle Reich, genetisch näher mit Tieren verwandt als mit Pflanzen, und auch nicht wussten, dass wir die Welt ohne sie nicht retten werden, dann ist die heutige Ausgabe von #WissenAmFreitag für Sie genau richtig.
Alleine im Kommunikationsteam haben wir mit meiner Kollegin Melanie Bartos und mir zwei Leute, die sich auf einem teils durchaus fanatischem Niveau für diese Lebewesen begeistern. Diese theoretische Faszination versuche ich hin und wieder auch praktisch auszuleben, meine Zuchtversuche stecken aber noch, diplomatisch formuliert, in den Kinderschuhen. Aus den Eimern auf meinem Balkon ist immerhin der eine oder andere Austernpilz gewachsen, wenn ich aber an die Kräuterseitlinge denke, diese spindeldürren, sich selbst kannibalisierenden Tentakelärmchen, die da aus dem Substrat herausragten (Sauerstoffmangel), packt mich das Mitleid.
Also zurück zu dem, was die Expert*innen uns berichten. Wussten sie zum Beispiel, dass Pilze als natürliche Baumaterialien genutzt werden können und manche sich von Plastik, Erdöl und Schwermetallen ernähren? Oder sich aus ihnen Alternativen zu Styropor, Leder und Plastik herstellen lassen? Pilzmycel im Waldboden spielt eine große Rolle in der CO2-Speicherung, denn es nimmt Kohlenstoff auf, der von toten Pflanzen abgegeben wird. Und durch eine zunehmend liberalisierte Forschung wird gerade das enorme Potential entfesselt, das psylocibinhaltige Pilze für die Therapie von psychischen Erkrankungen haben. Das sind nur ein paar Beispiele.
Am Institut für Mikrobiologie der Uni Innsbruck werden unter anderem biotechnologische und landwirtschaftliche Anwendungen, Ökologie, Biodiversität und Evolution von Pilzen erforscht, worüber wir auch regelmäßig berichten.
Gestern habe ich über die Arbeitsgruppe von Susanne Zeilinger-Migsich geschrieben, die den Schimmelpilz Trichoderma erforscht. Trichoderma befällt andere Pilze, die wiederum Pflanzen befallen würden. Das macht ihn zu einem idealen Bio-Pflanzenschutzmittel. Bei diesem Kampf von Pilz gegen Pilz spielen Siderophore (griechisch: Eisenträger) eine wichtige Rolle. Das sind Moleküle, die von Pilzen ausgeschieden werden, um sich mit Eisen zu versorgen. „Durch die Untersuchung der Siderophorbildung und der damit verbundenen Gene wollen wir besser verstehen, wie Trichoderma schädliche Pilze angreift. Damit könnten wir verbesserte Stämme züchten, die in Zukunft zu einem noch besseren Pflanzenschutz führen“, sagt Zeilinger-Migsich dazu. Dieselben Siderophore werden an der Medizinischen Universität Innsbruck übrigens für die Krebsdiagnostik erforscht.
Es gibt Millionen von Arten, nur ein Bruchteil ist bekannt und es werden immer neue entdeckt – auch hier in Tirol, wo kürzlich die Gattung „Tyroliella“ sowie die Art „Penicillium tirolense“ entdeckt und nach dem Fundort getauft wurden. Tyroliella wurden zwischen 1900 und 2300 Metern Seehöhe entdeckt und wachsen auch in schneebedeckten Böden. Für das alpine Ökosystem sind sie damit als Zersetzer im Winter besonders wichtig.
Ich könnte jetzt noch ein oder zwei Seiten füllen, aber ich hoffe, schon etwas Begeisterung geweckt zu haben. Pilze sind wichtige Verbündete, wenn es darum geht, die Folgen der menschengemachten Klima- und Biodiversitätskrise einzudämmen oder gegen deren Ursachen zu arbeiten. Und da wir nun schon beim Thema sind: Heute ist wieder Klimastreik, organisiert von Fridays for Future. Um 13:30 Uhr geht es am Christoph-Probst-Platz vor dem Uni-Hauptgebäude los. Malt euch bunte Schilder, schnappt ein bisschen frische Luft und kommt zahlreich!
Ein schönes Wochenende wünscht
 
Fabian Oswald
aus dem Kommunikationsteam
 
SEHEN: Zwei Jahrzehnte Rektorat
 
Nach acht Jahren als Vizerektor und fast 12 Jahren als Rektor der Universität Innsbruck hat sich Tilmann Märk in dieser Woche in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Wir durften den 1944 in Seefeld geborenen Tilmann Märk einen Tag lang begleiten. Im Porträt spricht er über Aspekte seiner vielseitigen Arbeit, über schöne und besondere Momente - aber auch über Herausforderungen, die es zu bewältigen galt.
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