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Aline Pabst Reporterin Saarbrücken
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24. März 2023
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Liebe Leserinnen und Leser,
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Vielleicht haben Sie diese Woche auch in die ARD-Serie „Wir können auch anders “ reingezappt. In der Doku-Reihe werden gute Nachrichten rund um den Klimaschutz gezeigt: Promis reisen durch Deutschland, um Menschen zu treffen, die laut Programm „nicht jammern, sondern anpacken in den Bereichen Energie, Mobilität, Landwirtschaft, Ernährung, Wohnen und Natur“. Ich habe mir die Sendung noch nicht angesehen, aber meine Mutter war ganz begeistert davon. „Über so etwas solltet ihr auch mal berichten!“, meinte sie. „Das ist doch viel schöner, als immer nur zu schreiben, wie schlimm alles ist!“
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Meine Mama hat natürlich recht, und zwar mehr, als ihr bewusst ist. Das, was Leser und Zuschauer eine gute, schöne oder positive Geschichte nennen, bezeichnen wir in der Medienbranche allerdings als „konstruktiv“. Das bedeutet nicht, eine heile Welt vorzugaukeln, in der es keine Probleme gibt, sondern ein Thema lösungsorientiert zu betrachten. Untersuchungen legen nahe, dass konstruktive Berichte (wenig überraschend) die Stimmung verbessern, aber auch häufiger gelesen werden.
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Leser, die sich für Klimaschutz interessieren, können durch diesen Ansatz neue Ideen kennenlernen und gleichzeitig dieses überwältigende Gefühl der Hoffnungslosigkeit bekämpfen, das jede Aktion im Keim erstickt. Insofern sollte ich auf meine Mama hören. Mein Problem dabei ist allerdings: Andere Menschen, die immer noch glauben, dass der Klimawandel nicht so schlimm ist, interessieren sich weder für Lösungen – noch lassen sie sich durch solche Artikel vom Gegenteil überzeugen.
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Deshalb können wir auf die schlimmen Nachrichten leider nicht verzichten. Besonders nicht diese Woche, in der der Weltklimarat (IPCC) seinen Synthesebericht veröffentlicht hat. Dort wurden noch einmal alle Erkenntnisse der Teile des sechsten Sachstandsberichts zusammengefasst. Und was soll ich sagen: Der Bericht ist schlicht apokalyptisch. Gleichzeitig erfährt er nicht ansatzweise die Aufmerksamkeit, die er verdient hätte – nicht nur, aber vermutlich auch deshalb, weil Klimaforscher bereits seit Jahren dasselbe sagen, ohne gehört zu werden.
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»Das Zeitfenster, in dem eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle gesichert werden kann, schließt sich rapide.«
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IPCC Synthesebericht (Zusammenfassung)
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Und so war in vielen Medien – auch in der SZ – eigentlich nur zu lesen, dass wir, wenn wir untätig bleiben, auf eine vier Grad wärmere Welt zusteuern. Aber was heißt das eigentlich? Unter anderem das:
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- Die Hälfte der Erde wird zur Wüste.
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- In den Weltmeeren bilden sich riesige Todeszonen ohne Sauerstoff. Das Korallensterben lässt Nahrungsketten kollabieren.
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- Fast die Hälfte der Weltbevölkerung (bis zu 3,6 Milliarden Menschen) lebt in Regionen, die durch den Klimawandel akut bedroht sind. Massive Fluchtbewegungen werden die Folge sein.
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- Über die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten drohen auszusterben. Von den sogenannten „Bestäubern“, die für die Landwirtschaft unschätzbar wertvoll sind, sind sogar 80 Prozent bedroht.
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- Der Anstieg des Meeresspiegels und die Zunahme von Sturmfluten bedrohen die weltweiten Küsten. Dort liegen mehr als 130 Millionenstädte – und rund 200 Atomkraftwerke.
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Landwirte in Frankreich beten Mitte März in einer Prozession um Regen. Besonders der Süden des Landes ist von einer massiven Dürre betroffen – selbst im Winter. Das bedroht nicht nur die Ernte, sondern auch die Energieerzeugng. Bereits letzten Sommer mussten französische Atomkraftwerke gedrosselt werden, weil Kühlwasser fehlte., FOTO: dpa/Raymond Roig
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Und all dies blüht uns nicht in ferner Zukunft, sondern bereits in wenigen Jahrzehnten. Das ist die schlimme Nachricht. Die konstruktive Lösung dagegen ist: Wir müssen die Treibhausgas-Emissionen radikal reduzieren. Aber selbst diese sehr einfache Tatsache scheinen viele nicht zu verstehen. So wurde kürzlich erneut festgestellt, dass das von Volker Wissing (FDP) geführte Verkehrsministerium anscheinend nicht mal versucht, seine Sektorziele zu erreichen – während seine Partei mit ihrer Blockade gegen das Verbrenner-Aus die Bundesrepublik vor unseren europäischen Partnern bis auf die Knochen blamiert . Fridays for Future Deutschland hat deshalb eine Petition gestartet , in der sie Wissings Rücktritt fordert. Ich dagegen habe mir angesehen, was die von der FDP so vehement geforderten E-Fuels wirklich taugen .
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Auch bei der Saar-CDU scheint Verwirrung darüber zu herrschen, was „Klimaneutralität“ eigentlich bedeutet. Anders sind die Auslassungen der Opposition bei der Landtagssitzung vergangene Woche nicht zu erklären. Dort geißelten sie zwar einerseits das kommende Klimaschutzgesetz als unzureichend, forderten aber andererseits in einem Antrag die finanzielle Förderung neuer „effizienter Öl- und Gasheizungen“. Was die CDU hier offenbarte, ist einfach nur naiv – ein vorgeblicher Klimaschutz mit Maßnahmen, die dem Klima schaden. Dass sie sich bei ihrer Kritik am Klimaschutzgesetz auch noch auf Umwelt- und Klimaverbände berief, kam bei denen überhaupt nicht gut an .
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Der einzig sinnvolle Vorschlag der CDU – nämlich eine relativ umfassende PV-Pflicht auch für private Bauherren – wird wiederum von der SPD-Landesregierung abgelehnt. Die Landeshauptstadt hatte daher überlegt, einfach selbst eine solche Pflicht einzuführen, musste jedoch feststellen, dass die saarländischen Kommunen das nicht dürfen . Doch Klimaministerin Petra Berg hat im großen SZ-Interview jedoch eine Änderung dieser Vorgabe angekündigt.
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»Wir werden alles daran setzen, den Kommunen Planungssicherheit zu geben und sie zu ermächtigen, eine PV-Pflicht einzuführen, wenn sie das wollen.«
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Klimaministerin Petra Berg (SPD)
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Und das sind nicht die einzigen Neuerungen für die Kommunen. Lesen Sie das komplette Interview hier .
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