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Aline Pabst Reporterin Saarbrücken
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21. Mai 2024
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Liebe Leserinnen und Leser,
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eigentlich hatte ich gehofft, nie eine solche Ausgabe unseres Klima-Newsletters schreiben zu müssen. Normalerweise bemühen wir uns, ganz unterschiedliche Themen rund um Klima, Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit in diesem Format zu bündeln. Aber was für ein Thema könnte es heute sonst geben als diese Katastrophe, die am Freitag über unser schönes Saarland hereingebrochen ist?
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Container trieben auf der Saar., FOTO: BeckerBredel/BeckerBredel
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Schon nachts fing er an, der Regen. Ein richtiger Wolkenbruch sieht zwar anders aus. Dafür hörte es einfach nicht mehr auf! Mehr als 100 Liter innerhalb eines einzigen Tages wurden an manchen Messstellen registriert – während im gesamten Monat April nur 74 Liter gefallen sind. Die Auswirkungen waren verheerend!
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Die Saar wälzte sich als braune, unangenehm riechende Brühe durch die Landeshauptstadt. Sie trug riesige Äste, Müll, sogar ganze Container mit sich. Nicht nur die Stadtautobahn wurde überflutet, sondern auch die andere Saarseite. Die Berliner Promenade stand komplett unter Wasser, vom Spielplatz unterhalb des Staatstheaters war kaum noch etwas zu sehen. Saarbrücken rief eine Großschadenslage aus , in Fechingen wurden mehrere Häuser massiv beschädigt .
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Noch extremer war die Situation in anderen Teilen des Regionalverbands: Schon gegen 8 Uhr morgens wurde in Kleinblittersdorf der Katastrophenalarm ausgelöst. Die Gemeinde wurde 2018 erst von einem heftigen Hochwasser heimgesucht, doch wartet seit Jahren auf eine Förderzusage des Landes, um sich besser zu schützen, beklagte Bürgermeister Karl-Peter Fuhr (SPD). Richtig dramatisch wurde es in Quierschied: Hier brach ein Staudamm und flutete das Kraftwerk Weiher . Wie hoch die Schäden sind, ist bisher nicht bekannt.
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Am Kraftwerk Weiher in Quierschied brach ein Damm., FOTO: Iris Maria Maurer/Iris Maria Maurer
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Im Kreis Neunkirchen wurden kleine Rinnsale zu reißenden Bächen. Die B 41 wurde vorsorglich gesperrt, in Ottweiler stand die Altstadt unter Wasser . Am späten Abend drohte Neunkirchen gar eine Abschaltung der Strom- und Gasversorgung. Noch am Samstagmorgen war die Lage in Ottweiler sehr ernst, gegen halb 10 Uhr wurde sogar ein Ausfall des Notrufs gemeldet.
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Im Saarpfalz-Kreis verzeichneten die Einsatzkräfte eine Unwetterlage, die es noch nie gegeben hat. In St. Ingbert kam es gleich zu mehreren Erd- und Hangrutschen . In Blieskastel könnte die Altstadt gegen Samstagmittag überflutet sein.
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Im Landkreis St. Wendel schrillten die Katastrophen-Warnapps praktisch pausenlos. Oster, Blies und Todbach sorgten für Überschwemmungen in gleich mehreren Gemeinden. Die Sandsackfüllanlage wurde in Betrieb genommen und zahlreiche freiwillige Helfer fanden sich ein, um Hand anzulegen .
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Im Kreis Merzig-Wadern herrschte den gesamten Freitag über fast flächendeckend die höchste Alarmstufe, der Pegel der Saar stieg am Messpunkt Fremersdorf abends auf über 6,30 Meter – normalerweise liegt er bei 2,10 Meter. Die Feuerwehr war mit Pumpen im Dauereinsatz .
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Die Ottweiler Altstadt steht seit Freitagnachmittag unter Wasser., FOTO: kn/kn
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Im Kreis Saarlouis eskalierten die Pegelstände völlig: Die Nied floss neunmal so hoch wie sonst ! Besonders dramatisch war die Lage in Lebach, wo der Strom abgeschaltet werden musste.
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Das nur als kleiner Überblick, der mit Sicherheit nicht vollständig ist. Sehen Sie es mir bitte nach: Ich bin noch immer geschockt von den Szenen, die ich heute selbst in Saarbrücken beobachten musste. Auch, wenn sich die Lage im Laufe des Samstags voraussichtlich entspannen wird: Bitte passen Sie auf sich auf! Für alle weiteren Updates halten wir Sie mit unserem Liveticker auf dem Laufenden .
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Die Lage am Morgen in der Landeshauptstadt..., FOTO: dpa/Laszlo Pinter
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Gegen 4 Uhr morgens hat der Deutsche Wetterdienst die Unwetterwarnungen deutschlandweit vorerst aufgehoben. Derzeit laufen schon die ersten Aufräumarbeiten. Bleibt nur noch eine Frage zu klären: Hatte der Klimawandel an diesem Hochwasser, das manche schon eine Jahrhundertflut nennen, einen Anteil? Kurze Antwort: Ja! Der extreme Starkregen wurde laut Wetterbericht durch ein Tief ausgelöst, das über dem Mittelmeer sehr viel feuchte Luft aufgenommen hat. Und das konnte wiederum nur passieren, weil das Mittelmeer – wie übrigens alle Meere seit Monaten – derzeit viel zu warm ist. Darüber hinaus gilt in der Physik die Formel: Eine um ein Grad wärmere Atmosphäre kann sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen, der irgendwann in flüssiger Form wieder runter kommen muss. Dass extreme Regenfälle durch den menschengemachten Klimawandel häufiger und intensiver werden (beziehungsweise bereits geworden sind!), ist schlicht ein wissenschaftlicher Fakt!
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Vielleicht war dieser furchtbare Tag für einige selbsternannte Skeptiker ein Weckruf. Die gute Nachricht ist, dass nach derzeitigen Stand wenigstens keine Todesopfer zu beklagen sind. Zumindest keine menschlichen. Welcher Schaden die Natur durch die teils übel verdreckten Wassermassen genommen hat, wird sich wohl auch mit ein paar Tagen Abstand kaum beziffern lassen.
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