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Aline Pabst
Reporterin Saarbrücken
27. Juli 2024
Liebe Leserinnen und Leser,
Es war DIE Riesenblamage des letzten Jahres: Das Saarland hat (als eines der letzten Bundesländer) ein Klimaschutzgesetz verabschiedet und darin ein Reduktionsziel festgelegt. Leider stellte sich Monate später (Dank der hartnäckigen Recherche meines Kollegen Florian Rechs) heraus, dass die Datengrundlage, sprich, die CO2-Bilanz falsch war. In der letzten Sitzung des Landtags vor der Sommerpause wurden die Ziele daher verschärft: Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 65 Prozent reduziert werden .
Wie das passieren soll? Dazu hat Umweltministerin Petra Berg (SPD) am gestrigen Dienstag den lange erwarteten Maßnahmenkatalog vorgestellt. Das 300-Seite-starke Klimaschutzkonzept enthält 45 Maßnahmenbündel aus Bereichen wie Industrie, Gebäude oder Verkehr. Es handelt sich allerdings nur um den ersten Entwurf – denn nun ist die Mithilfe der Bürger gefordert . Konkret: Alle guten Ideen sind willkommen! Falls Ihnen dazu direkt etwas einfällt, finden Sie hier alle nötigen Infos .
Das Pfingsthochwasser wirkt immer noch nach
„Immer wenn es regnet, kommt die Angst“ – ein Satz, den viele Hochwasser-Opfer nachvollziehen können. Flutkatastrophen hinterlassen oftmals nicht nur Schäden an Gebäuden, sondern sorgen lange, nachdem die Trümmer beseitigt sind, noch für psychische Belastungen. Beispielhaft für die vielen Saarländer, die an Pfingsten vom Dauerregen heimgesucht wurden, hat mein Kollege Florian Rech sich in Marpingen umgehört und in einer großen Reportage mit Betroffenen geredet .
Mit Anteilnahme allein ist es allerdings nicht getan. Das weiß auch die Politik. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) kündigte im SZ-Interview an, die Kommunen bei der Beseitigung der Schäden finanziell zu unterstützen . Besser werden müssen wir allerdings dringend bei der Prävention, denn das Saarland hat seit 2009 den baulichen Hochwasserschutz in den Städten und Gemeinden mit gerade einmal 8 Millionen Euro gefördert. Ein ziemlich lächerlicher Betrag, wenn er auf 52 Kommunen verteilt wird – und angesichts der Tatsache, dass das Pfingsthochwasser allein an der öffentlichen Infrastruktur Schäden in Höhe von 55 Millionen Euro verursacht hat. Was sich nun laut Plänen der Landesregierung ändern soll, haben wir hier zusammengefasst .
Windkraftausbau soll schneller werden
Lange war es angekündigt, jetzt ist es offiziell: Um die Ausbauziele der Bundesregierung zu erreichen, sollen die Städte und Gemeinden im Saarland bis Ende 2030 mehr Flächen für Windräder ausweisen. Auch der Ausbau im Wald soll künftig leichter werden, beschloss die Landesregierung nach heftiger Debatte in der Landtagssitzung Mitte Juni . Ein Stein des Anstoßes: Das Land will die Vorgaben des Bundes übererfüllen. Wieso, können Sie hier nachlesen .
Damit ist das Thema aber noch lange nicht durch. Auf die Behauptung der CDU-Fraktion, mehr Windräder im Saarland würden dazu führen, dass anderswo weniger gebaut werden, hatte HTW-Professor Uwe Leprich eine Antwort . Und auch Professor Achim Wambach, Präsident des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim, hatte zu dem Thema einiges zu sagen: Der Ökonom erklärt im Interview, wieso sich Windkraft für das Saarland lohnen wird .
Natur unter Druck
Klar ist: Beim Windkraft-Ausbau dürfen Naturschutzbelange natürlich nicht außer Acht gelassen werden. Es wäre allerdings wünschenswert, wenn die Sorgen um unsere Flora und Fauna nicht nur dann aufs Tablett gebracht würden, wenn es um erneuerbare Energien geht. Denn die Natur steht tatsächlich überall unter Druck – und der Klimawandel hat daran keinen geringen Anteil.
So hat das Hochwasser von Pfingsten laut Angaben des NABU verheerende Folgen für die Vogelwelt. Die Hälfte aller Storch-Jungvögel in Bliestal – von denen es insgesamt nur 40 gab – ist beispielsweise an Unterkühlung gestorben. Auch die Ernte leidet, wie mein Kollege Eric Kolling beschrieben hat .
Unrat ist allgemein ein Problem, das durch die Fluten angeschwemmt wurde. In Ottweiler ist auch knapp zwei Monate nach dem Hochwasser offenbar niemand für die Massen an Sperrmüll zuständig, die sich in der Stadt türmen , schreibt meine Kollegin Carolin Merkel.
In Saarlouis ist dagegen ein Fisch-Virus Schuld an einem nicht sonderlich erhebenden Anblick: Der Saaraltarm ist seit Monaten von Wasserlinsen (auch „Entengrütze“ genannt) bedeckt. Zuletzt setzte die Stadt auf ein kurioses Hilfsmittel, um den Fluss zu reinigen .
Und sei das alles nicht mühselig genug, trieb in Saarlouis letzten Monat auch noch ein Naturfeind (oder mehrere) sein Unwesen: Dort wurden mehr als 20 Stadtbäume mutwillig mit einer Säge beschädigt . Eine völlig sinnlose Tat, die über die Grenzen des Landkreises hinaus für Fassungslosigkeit sorgte. Experten versuchen jetzt allerdings, wenigstens einen Teil der Bäume zu retten. Wie sie dabei vorgehen und was sie von diesem Umweltfrevel halten, können Sie hier lesen .
Apropos Bäume: An der Saarbrücker Uni soll ein etwa 16 Hektar großer Buchenwald gerodet werden. So etwas ist (leider) Alltag, aber die Geschichte hat einen Twist: Die Rodung sollte nämlich für ein Cispa-Projekt erfolgen, obwohl inzwischen klar ist, dass Cispa nach St. Ingbert gehen wird. Wieso soll der Wald trotzdem dran glauben? Das fragen sich (nicht nur) Aktivisten der neu gegründeten Gruppe „Hanni bleibt!“, die nun mit allen Kräften für den Erhalt des St. Johanner Stadtwalds kämpfen .
Und auch anderswo regt sich Protest, nämlich in Oberlimberg (Wallerfangen): Dort soll eine Wasserstoffpipeline vom französischen Carling nach Dillingen verlegt werden, aber eine neu gegründete Bürgerinitiative äußert dagegen starke Bedenken. Welche, hat meine Kollegin Jana Rupp hier geschildert . Inzwischen hat sich auch die Creos, die hinter dem Projekt steht, dazu geäußert .
Aline Pabst
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